Berufe & Lebens formen

Alle Getauften sind berufen, Gott und den Menschen zu dienen und auf ihre Weise dem Beispiel Jesu zu folgen. Manche erkennen ihre Berufung darin, ihre Talente auch in einen Beruf in der Kirche einzubringen, etwa als Pastoralreferentin, als Gemeindereferent oder als Kirchenmusikerin. Wer sich etwa zum Ordensleben berufen fühlt, folgt dem Vorbild Jesu gerade auch in der Ehelosigkeit.

Im Dienst Jesu

„Gemeinsam mit anderen jungen Frauen suchte ich in Gesprächen mit Apostolatshelferinnen mehr über deren Berufung zu erfahren und entdeckte etwas von der großen inneren Freiheit, die diese Lebensform schenkt. In Exerzitien fragte ich mich: ‚Welche schwerwiegenden Gründe könnten mich hindern, auf den Ruf Gottes zu diesem apostolischen Leben zu antworten?‘ Ich fand keine. Mir wurde klar, dass ich die Prioritäten in meinem Leben neu ordnen musste. Die tägliche Eucharistiefeier und das stille Gebet wurden für mich zu einer Lebensquelle im Alltag. Das änderte auch meinen Umgang mit den Arbeitskollegen, meinen Familienangehörigen und Freunden. Nachrichten im Fernsehen von Katastrophen und Notsituationen sind mir Anstoß, die betroffenen Menschen im Gebet vor Gott zu tragen, anstatt bei meiner Betroffenheit oder Gleichgültigkeit stehen zu bleiben.“

A. S.

 

„Mit etwa 25 Jahren stellte ich mir in einer Krisensituation die Frage, welchen Sinn mein Leben hat. In dieser Zeit lernte ich die Lebensform der Apostolatshelferin kennen und durfte den Ruf Gottes zu diesem Leben erfahren. Jetzt arbeite ich als Heilpädagogin in einer sozialpädagogischen Einrichtung mit Kindern. (…) Mir ist bewusst, dass sich Gottes Liebe in allen Lebenslagen den Kindern zuwenden will. Ich versuche, die Hoffnung und Liebe, die mir von Gott zukommt, in meiner Umgebung wirksam werden zu lassen. Sei es bei den Mitarbeitern, bei den Eltern und Geschwistern, den Nachbarn, im Freundeskreis oder in der Gemeinde.“

E. H.

Apostolatshelferin – was ist das?

Gott ruft Apostolatshelferinnen, ehelos und bedingungslos für ihn zu leben, damit sie seine Liebe empfangen und mitteilen können. Ohne einer Gemeinschaft anzugehören, leben die Frauen dabei häufig unerkannt in der Welt. So kann eine Apostolatshelferin wie die Menschen in ihrer Umgebung leben und ihre Freude und Hoffnung, ihre Ängste und Unsicherheiten teilen. Der Diözesanbischof ruft im Namen Christi und im Auftrag Gottes die Apostolatshelferin: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!“ (Joh 20,21). Hierzu muss die Apostolatshelferin bewusst und frei zustimmen, ganz für Gott und sein Reich zu leben.

 

Wo und wie leben Apostolatshelferinnen?

Apostolatshelferinnen leben und arbeiten in unterschiedlichen Berufen, beispielsweise als Krankenschwester, Gemeindereferentin, Unternehmerin, Sekretärin, Verkäuferin oder Lehrerin. Jede Einzelne handelt eigenverantwortlich und sorgt für ihren Unterhalt. In jeder Lebenslage, in Beruf und Freizeit, in Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Alter leben sie von Gott und seiner Liebe. Das heißt auch, dass Apostolatshelferinnen um Gottes und seines Reiches Willen ehelos bleiben. Quelle und Mitte ihres den Mitmenschen äußerlich unerkannten Lebens sind für Apostolatshelferinnen die Eucharistie sowie täglich eine längere Zeit des Gebetes. Der Bischof kann darauf zählen, dass die Apostolatshelferin jede Tätigkeit als Sendung annehmen wird, die er für seine Ortskirche als notwendig ansieht. Das kann bedeuten, dass sie in ihrem bisherigen Arbeitsfeld bleibt oder eine andere Aufgabe übernimmt. Es geht darum, alle Lebensbereiche der Menschen mit dem Geist des Evangeliums zu durchdringen.

Apostolatshelferinnen – warum?

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wollten einige junge Frauen in Belgien wie in einem Orden von Gott allein leben, aber zugleich bei den Menschen und ihren Nöten bleiben. Mit diesem Anliegen gingen sie zu ihrem Bischof, Kardinal Mercier von Mecheln. Dieser erkannte in der gewünschten Lebensform eine Möglichkeit, alle Menschen in seiner Diözese zu erreichen, ob sie sich der Kirche zugehörig und verbunden fühlten oder nicht. Er ermutigte die Frauen, aus Liebe zu Gott und der Kirche in ihrem jeweiligen Lebensbereich zu bleiben. Als Bischof wollte er jeder Einzelnen an seiner Sorge um das Heil für alle Menschen in seiner Diözese in besonderer Weise Anteil geben. Seit Ende der Vierzigerjahre des 20. Jahrhunderts rufen auch viele Bischöfe in Deutschland, Österreich und der Schweiz Frauen in dieses apostolische Leben. Inzwischen gibt es Apostolatshelferinnen in mehr als 300 Diözesen in allen Erdteilen.

 

Apostolatshelferin werden

Für Apostolatshelferinnen gibt es eine „Ausbildung", die auf den Ruf des Bischofs vorbereitet und weiterhin das ganze Leben begleitet: monatliche Einkehrtage, Exerzitien, Seminare, Glaubenskurse und persönliche Gespräche. Für die Diözesen, in denen diese Ausbildung noch nicht gesichert ist, kann das Ausbildungszentrum in Lourdes (Centre de formation d’auxiliaires de l'Apostolat) eine wertvolle Hilfe sein. Die Ausbildung ist sehr flexibel, um der persönlichen Situation jeder Einzelnen gerecht zu werden. Interessentinnen sollten zwischen 19 und 30 Jahren alt sein.

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