Wenn Psalmen
einen Beat finden!

Jugendliche entdecken Psalmen neu

 


Ein Videoclip von Psalmobeats auf YouTube: Da sitzen ein paar Jugendliche vor einem Mikrofon, manchmal mit der Gitarre in der Hand oder am Keyboard, und singen. Eigentlich nichts Besonderes. Bemerkenswert wird es aber, wenn man darauf achtet, was die jungen Leute da – mit modernen Beats und spürbarer Begeisterung – performen: Es sind die Psalmtexte aus der Bibel. Hier trifft uralte Tradition auf heutige Jugendkultur.


Antwortpsalmen modern gestalten

Hinter dem Projekt steckt credo-online.de – eine Initiative im Bistum Augsburg mit dem Auftrag, interessante Formate zur Glaubensvermittlung im virtuellen Raum zu finden. Idee und Konzept von Psalmobeats stammen von Raphael Schadt, den die Frage umtrieb, wie der klassische Antwortpsalm aus der Liturgie der Kirche modern, aber dabei doch inhaltstreu präsentiert werden kann. Anfang der 2000-er arbeitete er bei der Einführung des Jugendpastoral-Programms „Life-Teen“ in Liverpool mit. Die dafür verantwortlichen Benediktinermönche legten großen Wert auf den Gesang des liturgisch vorgesehenen Antwortpsalms im Jugendgottesdienst. Seine Aufgabe war es, den jeweiligen Psalm musikalisch so aufzubereiten, dass er den Hör- und Singgewohnheiten junger Leute entgegenkam und schnell ins Ohr ging. Die Erfahrungen aus dieser Zeit prägen noch heute seine Arbeit.


Durch Psalmengesang Gott erfahren

Bei Psalmobeats geht es darum, die altbekannten Psalmverse musikalisch-modern umzusetzen. Die Jugendlichen werden (z.B. in Workshops) in den kreativen Prozess eingebunden und setzen sich so auf sprachlicher und musikalischer Ebene mit ihrem Glauben auseinander. Ziel des Projekts ist es nicht zuletzt, (junge) Menschen dafür zu begeistern, Psalmen zu singen, zu musizieren und in all dem Gott zu erfahren – und das auch ganz ohne musikalische Vorbildung. So entsteht ein zeitloser Psalmgesang mit frischen Beats, der im Gottesdienst gebetet und/oder auf YouTube hochgeladen werden kann.


Psalmgesang im Gottesdienst

Die wenigsten Gottesdienstbesucher wissen heutzutage, welche Bedeutung der Psalm im Ablauf der Liturgie hat.  Dass mit dem Psalm auf die Lesung geantwortet und der gehörte Text weitergeführt wird, ist vielen nicht bewusst. Kaum jemand in den Gemeinden kann Psalmen singen – und Jugendliche schon gar nicht.  Speziell bei Jugendgottesdiensten kommen dann häufig ein in die Jahre gekommener NGL-Schlager oder sogar Pop-Balladen ohne religiösen Bezug als „Zwischengesang“ zum Einsatz.
Mit der zeitgemäßen Neuaneignung der Psalmen kann – und auch das ist ein wichtiges Ziel des Psalmobeat-Projektes – ein Bewusstsein für die eigentliche Bedeutung der Psalmen in der Liturgie geschaffen werden.


Psalmengesang als persönliches Gebet entdecken

Charakteristisch für viele Psalmobeats ist der rhythmische Sprechgesang. Zentrale Sätze eines Psalms werden als Kehrvers in einer eingängigen Melodie häufig wiederholt. Man bekommt Lust, einzustimmen, denn die kurzen Kehrverse kann man schnell auswendig mitsingen. Schon allein dadurch können junge Menschen die Psalmen mitvollziehen und sie zum Gebet werden lassen. Wenn die Jugendlichen in Workshops den Psalm sogar selbst arrangieren und an Text, Rhythmus und Melodie arbeiten, eignen sie sich damit die alten Gebete noch persönlicher an. Wenn sie etwa mit Psalm 16 singen: „Behüte mich Gott, denn ich vertraue dir“ oder „Erhöre mich in deiner großen Huld“ – und das in ihrer eigenen musikalischen Sprache – , dann lassen sie ein Kernelement der Tradition des biblischen bzw. kirchlichen Gebetes ganz nah an sich heran und können es verinnerlichen.


Einladung zum Selbermachen

Auf der Seite www.credo-online.de erscheinen regelmäßig Video-Clips mit Playbackversionen, die zum Selbersingen einladen. Die Macher von credo-online vermitteln ihr Wissen in Workshops, die einfach erweiterbar sind, etwa um Psalmvertonungen für Gottesdienste mit Jugendlichen einzustudieren. Lehrkräfte und Gruppenleiter können darauf aufbauend selbständig mit den Jugendlichen weiterarbeiten. Das Handwerkszeug der Textarbeit ist schnell gelernt und leicht vermittelbar. Je nach musikalischem oder pädagogischem Potenzial können Interessierte auch selbst den im Video vorgeschlagenen Gesang zum abgespielten Playback (für Gottesdienste) einstudieren, den Kehrvers mehrstimmig einüben und eigene Text- und Melodie-Adaptionen erarbeiten. Eine Jugendband hat auch schon mal die zumeist einfache Harmonisierung mit Gitarre, Cajon und Keyboard nachempfunden und selbst gespielt. Der Hauptgedanke bei all dem ist: Inspirieren zum Selbermachen.

 

Psalmobeats und Berufungspastoral

Aus berufungspastoraler Perspektive ist die Idee von Psalmobeats aus (mindestens) zwei Gründen vielversprechend: zum einen durch die Möglichkeit
der Glaubensvertiefung über einen musikalischen Zugang, der die Jugendlichen ganz anders erreicht und emotional berührt als andere Formen der  Verkündigung.  Zum anderen gibt es – ganz konkret – Psalmen, die sich gut eignen, um die Frage nach der Berufung in den Mittelpunkt zu stellen.

Einfach mal ausprobieren!

Wie wär´s? Nehmen Sie sich doch einmal einen Kehrvers und dazu zwei Verspaare bspw. aus Ps 8 oder Ps 139 oder – passend zu unserem Jahresthema – aus Ps 34 vor, um mit Jugendlichen die Frage ihrer Berufung in den Blick zu nehmen. Sprechen Sie den Kehrvers rhythmisch, dann singen Sie ihn, schreiben ihn auf oder halten Ihre Idee mit dem Smartphone fest. Hier und da nehmen Sie ein „und“ weg oder fügen eines ein, bis es metrisch rund wird. Dazu klopfen Sie den Takt auf den Tisch und fertig ist Ihr persönlicher  Psalmobeat!