»Sie studieren Musik? Wow! Und darf man fragen, was für ein Instrument? Orgel? Wirklich? (…) Wo möchten Sie denn später gerne damit arbeiten? Wie kamen Sie denn auf die Idee, Orgel spielen zu lernen? Was reizt Sie denn am Beruf des Kirchenmusikers?« Tatsächlich führe ich diese Art Gespräch relativ häufig, und besonders in Kreisen, die sich nicht tagein, tagaus mit Musik beschäftigen, tauchen diese Fragen oft auf. Ich, 21 Jahre jung, studiere seit vier Semestern Kirchenmusik und Schulmusik mit Hauptfach Orgel in Freiburg. Natürlich ist es einem nicht schon von Anfang an klar, in welche Richtung die Berufslaufbahn einmal gehen wird, aber ich kann mich noch erinnern, mir relativ früh, schon mit 14, sicher gewesen zu sein, dass ich Musikerin, genauer gesagt, Kirchenmusikerin sein will. Verschiedene Gründe haben mich dazu bewogen: zum einen die Leidenschaft für die Musik, ganz besonders für die Orgel, zum anderen die Verbundenheit mit dem Glauben. Musik ist etwas elementar Wichtiges, das alle Menschen verbinden und Emotionen übermitteln kann. Ich als Musikerin sehe mich in der Aufgabe, die Menschen durch mein Spiel diese Emotionen fühlen zu lassen, sie anzuregen, zu trösten. Es gibt für mich nichts Schöneres, als wenn nach dem Gottesdienst oder dem Konzert jemand zu mir kommt und sagt, mein Spiel habe ihm/ihr sehr gut gefallen. Ich denke mir, wenn auch nur eine Person an meinem Spiel Freude gehabt hat, dann war es nicht umsonst! Die Orgel als „Königin der Instrumente“ bietet so viele Möglichkeiten, Musik lebendig werden zu lassen. Sei es als sanfte Meditation zur Kommunion oder feierlicher Einzug zur Sonntagsmesse. Ich finde es toll, zwei Sachen vereinen zu können, die mir wichtig sind: die Musik und den Glauben. (…) Und wer kann schon behaupten, sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben?“
Ramona Hummel, Freiburg
„Ich bin Kirchenmusiker geworden, weil mich die Kirche als religiös-kultureller Raum fasziniert. Die fantastischen Kompositionen der vergangenen Jahrhunderte sind zum großen Teil für unsere Liturgie entstanden; in diesem Gesamtkunstwerk von Theologie, Architektur und Musik mitzuspielen, ist mir bis heute eine große Freude. Und diese Freude auch jüngeren Menschen (…) nahezubringen, ist eine spannende Aufgabe: Weitergabe des Glaubens durch Musik. Dabei sind die Aufgaben außerordentlich vielfältig und gehen weit über musikalische Fragen hinaus; Kirchenmusik nimmt Maß an den Menschen der Gemeinde. Ob Singen mit Kindern oder Jugendlichen, Erwachsenen oder mit Senioren: immer geht es um die Würde des Menschen, der angeleitet wird, auf dem ihm höchstmöglichen Niveau zu musizieren. Orgelspiel und -unterricht sind ein weiterer wichtiger Bereich, ein unverzichtbares Kulturgut unserer Religion.“
Thomas Gabriel, Seligenstadt/Mainz