Berufe & Lebens formen

Alle Getauften sind berufen, Gott und den Menschen zu dienen und auf ihre Weise dem Beispiel Jesu zu folgen. Manche erkennen ihre Berufung darin, ihre Talente auch in einen Beruf in der Kirche einzubringen, etwa als Pastoralreferentin, als Gemeindereferent oder als Kirchenmusikerin. Wer sich etwa zum Ordensleben berufen fühlt, folgt dem Vorbild Jesu gerade auch in der Ehelosigkeit.

Im Dienst Jesu

„Ich bin Ordensschwester und arbeite als Werkstattlehrerin am benachbarten Berufskolleg. (…) Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Betreuung unseres ,Kloster auf Zeit’-Angebotes. In all diesen Bereichen habe ich viel mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun. Ich darf sie ein Stück auf ihrem Lebensweg und bei der Suche nach ihrer Berufung begleiten. Manchmal darf ich auch dabei helfen, die eigene Berufung zu entdecken.“

Sr. Laetitia Müller SMMP, Bestwig

„Ja – nein – vielleicht später? Und in welche der vielen Ordensgemeinschaften soll ich denn eintreten? Das waren meine Antwortversuche und Ausflüchte auf den Ruf Gottes, Ordensfrau zu werden. (…) Und dann gab es doch eine schnelle Entscheidung: Ja, Gott, ich versuche ein Leben als Ordensfrau. Aus diesem zaghaften Versuch ist ein festes Ja geworden. Nun lebe ich seit über 30 Jahren als Ordensfrau und Franziskanerin meine persönliche Beziehung zu Jesus Christus in der Kirche.“

Sr. Hiltrud Vacker OSF, Münster

 

Ordensfrau, was ist das?

Das Leben der Ordensfrauen ist vielfältig und zeitlos. Ordensfrauen eint, dass sie in Gemeinschaft leben. Durch Gelübde oder Versprechen haben sie ihr Leben Gott und dem Dienst am Menschen geweiht. Ihre Lebensgestaltung basiert auf einer oft langen geistlichen Tradition und sucht immer neue Bezüge zur Gegenwart. Damit antworten Ordensfrauen auf Nöte ihrer Zeit, auf Bedürfnisse der Kirche und auf Entwicklungen in Staat und Gesellschaft. Zu den bekanntesten Ordensfrauen zählen Klara von Assisi, Edith Stein und Mutter Teresa.

Wo leben Ordensfrauen?

Kreuzgang, Klausur und Klostermauern: Was das Leben als Ordensfrau ausmacht, darüber haben viele Menschen bestimmte Vorstellungen. Doch Ordensfrauen leben tatsächlich weit unterschiedlicher, als es diese Begriffe andeuten. Das beweisen die mehr als 21.000 Ordensfrauen in knapp 120 verschiedenen Frauenorden, verteilt auf rund 1.700 klösterliche Niederlassungen, deutschlandweit tagtäglich aufs Neue: Die meisten von ihnen arbeiten etwa in Schulen, mit Jugendlichen, in Heimen, Krankenhäusern, mit körperlich oder psychisch Kranken, in Pfarreien oder in der Wissenschaft. Ordensfrauen in kontemplativen Orden leben hingegen bewusst zurückgezogen. Der Alltag von Ordensfrauen ist geprägt von Gebetszeiten (Chorgebet) und Zeiten der Arbeit – gemäß dem Leitwort „ora et labora“.

 

Wie leben Ordensfrauen?

Die einzelnen Orden stellen je nach GründerIn besondere Merkmale Jesu in den Mittelpunkt: Jesu Liebe zu den Armen und Geknechteten, seine Hilfe für die Ausgestoßenen, Jesus als Lehrer oder als Arzt der Kranken, Jesus als Betender im Dialog mit dem göttlichen Vater. So leben Ordensfrauen in Gemeinschaft ihr jeweiliges Charisma, das ihnen der Heilige Geist geschenkt hat. Sie haben sich von der Ausrichtung ihres Ordens angesprochen gefühlt und darauf mit dem Eintritt reagiert. Ihre Lebensform wird durch die evangelischen Räte (von Evangelium – frohe Botschaft) bestimmt, deren Einhaltung sie in ihrer Profess öffentlich versprechen.

  • Armut meint, auf persönlichen Besitz zu verzichten und bescheiden zu leben.
  • Ehelose Keuschheit bedeutet, auf Ehe und Familie zu verzichten und in sexueller Enthaltsamkeit und Wahrhaftigkeit zu leben.
  • Gehorsam heißt, sich der Führung Gottes anzuvertrauen und sich seinem Willen durch die Ordensobere nach der jeweiligen Ordensregel zu unterstellen.

 

In bestimmten Ordensgemeinschaften kommen noch andere Gelübde hinzu, wie zum Beispiel die „stabilitas loci“, die Ortsgebundenheit, das heißt die Entscheidung in dem Kloster zu bleiben, in das man eingetreten ist. Für Ordensfrauen ist ihre Lebensform ein Geschenk Gottes und Glaubenszeugnis zugleich.

 

Ordensfrauen – wie entstand die Lebensform?

 

Seit Beginn des Christentums gab es Frauen, die nach dem Evangelium leben wollten. Im Laufe der ersten Jahrhunderte begannen geweihte Jungfrauen sich zusammenzuschließen, um in Gemeinschaft ein eher kontemplatives Leben zu führen. Der Stand der Witwen genoss in der frühen Kirche ein hohes Ansehen. So lebte etwa Marcella, eine römische Witwe aus dem vierten Jahrhundert, mit einer Gruppe junger Frauen und Witwen in Gebet und Askese. Zur Zeit des hl. Benedikt begannen auch Frauen nach dessen Ordensregel zu leben. Ab dem 12. Jahrhundert nahm die Zahl der Frauenorden zu. Es entstanden beispielsweise die Zisterzienserinnen, die Franziskanerinnen, die Karmelitinnen oder die Dominikanerinnen. In der Neuzeit kamen unter anderen die jesuitischen Gemeinschaften oder die Vinzentinerinnen hinzu. Bis heute entstanden zahlreiche weitere Gemeinschaften.

 

Der Weg zum "Ja" zu einer neuen Lebensform

Viele Ordensgemeinschaften bieten die Möglichkeit, „Kloster auf Zeit“ zu erleben. Nach ersten Kontakten und Gesprächen folgt für Interessentinnen eine verbindlichere Zeit des Mitlebens im Orden, um sich gegenseitig besser kennenzulernen. Am Ende eines mindestens zwölfmonatigen Noviziats müssen Orden und Novizin über die nächsten Schritte in der Gemeinschaft übereinkommen. Werden die Ordensgelübde (Profess) dann abgelegt, verspricht die Novizin, ihren Weg im Orden fortzusetzen. Die Gelübde können mehrmals erneuert werden. Die endgültige Bindung wird durch die Ewige Profess besiegelt. Ordensfrauen werden für ihre Arbeitsbereiche und Aufgaben aus- und weitergebildet.

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