16 / 04 / 2015

Predigtanregung zum 52. Weltgebetstag für geistliche Berufe

 

„Guter-Hirte-Sonntag“, so wird der 4. Sonntag der Osterzeit gerne genannt. Im Evangelium hören wir, wie Jesus sich selbst als „Guten Hirten“ bezeichnet. Am Bild des Guten Hirten können wir uns orientieren, wenn wir ihm nachfolgen wollen.


Es braucht Menschen, die bereit sind, sich wie dieser gute Hirte um andere zu sorgen. Es braucht Menschen, die sich in Dienst nehmen lassen, um für andere da zu sein. Es braucht Menschen, die Orientierung geben und vorangehen.
Deshalb ist der vierte Ostersonntag weltweit der Tag, an dem um Geistliche Berufungen gebetet wird.


Wir tun dies, weil wir damit dem Auftrag Jesu folgen, der uns dazu einlädt, um Arbeiter in seinem Weinberg zu beten. Und wir tun dies, weil wir darum wissen, dass wir uns diese Hirten nicht selbst „machen“ können. Es ist ein Geschenk, dass es (junge) Menschen gibt, die bereit sind, ihr Leben in den Dienst anderer zu stellen und ganz „für Gott und die Menschen“ da zu sein.


Heute wollen wir den Blick besonders auf jene richten, die diesem Ruf Jesu in Ordensgemeinschaften und anderen Formen des Gott geweihten Lebens folgen. Sie leben nach den Gelübden von Armut, eheloser Keuschheit und Gehorsam, den Evangelischen Räten, die ihren Ursprung in der Lehre und dem Beispiel Jesu haben (vgl. „Perfectae caritatis“, Nr. 1).


Papst Franziskus hat für dieses Jahr ein „Jahr des Gott geweihten Lebens“ ausgerufen, das am 1. Advent begonnen hat. Anlass ist der 50. Jahrestag der Verabschiedung des Dekrets über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens auf dem II. Vatikanischen Konzil.


Ihren Weg der Nachfolge des Guten Hirten gehen die Ordensleute und Menschen in anderen Formen des Gott geweihten Lebens in ganz unterschiedlicher und je eigener Weise. So vielfältig das Wirken Jesu beschrieben wird, so vielfältig sind die Charismen im Gott geweihten Leben.
Es gibt die großen Klöster, in denen das regelmäßige Gebet eine besondere Rolle spielt – so wie Jesus im Gebet die Nähe zu seinem Vater gesucht hat.
Wir kennen Ordensgemeinschaften, die sich der Pflege kranker und bedürftiger Menschen verschrieben haben – sie sind inspiriert vom Umgang Jesu mit den Kranken und Ausgegrenzten.


Oder es gibt die Schulorden – sie lassen sich leiten von der Art, wie Jesus diejenigen gelehrt hat, die zu ihm gekommen sind.
Wer in einer solchen oder einer anderen Gemeinschaft lebt, will eine besondere Facette des Lebens Jesu in unserer Zeit mit Leben füllen. Es ist ein Weg der Hingabe für die anderen, der doch erfüllend und stärkend ist. Wie der Gute Hirte sich einsetzen muss, um für seine Schafe da zu sein – so freut er sich daran, wenn er die Früchte seines Wirkens sieht.


Am heutigen Weltgebetstag um geistliche Berufungen  sind wir eingeladen, in besonderer Weise darum zu beten, dass es auch heute Menschen gibt, die sich in dieser Weise in die Nachfolge Jesu rufen lassen. Zugleich haben wir auch Gelegenheit, denen zu danken, die in den Ordensgemeinschaften und in anderen Formen des Gott geweihten Lebens auf so vielfältige Weise in der Nachfolge Jesu stehen. Sie schenken anderen etwas von der Liebe, die Gott uns gibt. Und sie zeigen damit auch uns, dass wir – mit ihnen – diese Sendung Jesu verwirklichen können.

 

 


Ein zusätzlicher Impuls kann auch die Betrachtung des Konzilsdekretes „Perfectae caritatis“ innerhalb Ihrer Gemeinschaft/Gemeinde sein.