29. Juli 2022

NACHGEFRAGT

Interview mit Christine Klimann

[Mirjam Beitz, Zentrum für Berufungspastoral] Hallo Schwester Christine. Deinen Namen kenne ich schon. Aber erzähl mir doch gerne mal, wer Du bist.

 

[Schwester Christine Klimann sa] Ich bin Österreicherin, komme aus Graz und habe Theologie studiert. Während des Studiums ist bei mir die Frage aufgetaucht, in welcher Lebensform ich leben will. Dann kam die Idee, ich könnte Ordensfrau werden. Für mich war dieser Gedanke selbst erstaunlich. Aber es kam einfach aus den Exerzitien heraus. Ich war froh, dass ich die Zeit des Studiums noch hatte, um die Entscheidung in Ruhe reifen zu lassen. Und nach dem Studium war für mich dann der Moment da, um konkret zu schauen, ob die ignatianische Spiritualität die Spiritualität ist, in der ich leben wollte. Ich habe mir verschiedene Gemeinschaften angeschaut und bin dann bei den Helferinnen eingetreten. Das ist eine internationale Gemeinschaft mit ignatianischer Spiritualität und die Lebensweise ist den Jesuiten sehr ähnlich. Wir tragen zum Beispiel auch kein Ordensgewand. Ich war zuerst in München in der Studierendenseelsorge tätig. Da habe ich eine Ausbildung zur Pastoralreferentin gemacht. In der Pfarrei habe ich mehrere Jahre Jugendarbeit gemacht, Beerdigungen übernommen und mich um Kindergottesdienste gekümmert. Aber der Gedanke, mein ganzes Berufsleben in der Pfarreiseelsorge weiterzumachen, fühlte sich nicht gut an, da kam keine Freude und Weite innerlich bei mir auf. Stattdessen ist in mir die Idee gewachsen, nochmal zu studieren. Und jetzt habe ich die letzten fünf Jahre in Rom für ein Psychologiestudium und eine Therapieausbildung in Rom gelebt. Während des Studiums habe ich viel Selbst- und Praxiserfahrung mitgenommen. Ich habe hier mit drei italienischen Mitschwestern zusammengelebt. Es fällt mir gar nicht so leicht, das hinter mir zu lassen.

 

 

Dass das nicht leicht ist, glaube ich. Aber wir freuen uns schon sehr, dass du ab September 2022 hier in Frankfurt, Sankt Georgen bei uns auf dem Berufungscampus einziehst und dann auch hier mitarbeitest – als Leiterin eines Ausbildungskurses und als Geistliche Begleiterin. Was bedeutet diese neue Aufgabe für Dich?

 

Exerzitienbegleitung war mir schon die ganze Zeit wichtig. Ich habe auch schon zwei Mal in der Zukunftswerkstatt in Frankfurt, Sankt Georgen die Exerzitien mitbegleitet. Und da kam dann die Idee auf, dass es eine Option sein könnte, dass ich da mitarbeite, wenn ich zurück in Deutschland bin. 2016 habe ich selbst einen Exerzitienbegleiterkurs gemacht und auch während meiner Zeit in Italien viele Exerzitien begleitet.

 

Im Studium haben wir uns intensiv damit auseinandergesetzt, wie man die geistliche und psychische Dimension eines Menschen zusammendenken kann. Was kann und muss man dem Heiligen Geist zutrauen? Das ist eine Frage, die mich sehr beschäftigt. Was sind Faktoren, damit jemand freier werden und freiere Entscheidungen treffen kann? Diese Frage beschäftigt insbesondere junge Erwachsene: den eigenen Platz im Leben, die eigene Berufung finden. Auf dem Weg haben viele mit Hindernissen, Ängsten, Blockaden zu tun. Mir stellt sich die Frage, wie man helfen kann - bei der Entwicklung hin zu einer größeren Freiheit und auf dem Weg hin zu dem, was Gottes Vorstellung für mich ist.

 

In dem Ausbildungskurs, „Junge Menschen geistlich begleiten“ geht es ganz stark um diese Fragen: Wer sind die jungen Menschen, was prägt ihre Lebenswelt, was sind ihre Möglichkeiten, Chancen, Schwierigkeiten, wie kann man andere Menschen dazu befähigen, diesen jungen Erwachsenen hilfreich zu sein.  Das brennt in mir als Anliegen und Frage. Ich bin gespannt, auszuprobieren, was da möglich ist, was man an Kompetenzen diesbezüglich vermitteln kann und was die richtigen Fragen sind.

 

 

Wie kamst Du denn auf die Idee, am Berufungscampus mitzuarbeiten und was erhoffst du Dir von der Stelle?

 

Als Clemens mir das Projekt vorgestellt hat, wusste ich direkt, dass es das richtige für mich wäre. Mein Ziel ist es, mit dem Team ein Angebot zu schaffen, das jungen Menschen hilft, ihren Platz zu finden, ihre Berufung zu finden. Ich wirke daran mit, indem ich bei Auszeitwochenenden und Exerzitienkursen der Zukunftswerkstatt mitmache und indem ich auch mit Jugendseelsorgern – beispielsweise in dem Ausbildungskurs – arbeite. Während meiner Therapieausbildung in Rom habe ich das Begleiten noch besser kennen- und lieben gelernt. Deshalb hoffe ich auch, dass ich in Frankfurt vermehrt Eins-zu-eins-Begleitung anbieten kann.

 

 

Mit welchen Gefühlen blickst Du jetzt auf Deinen Start hier im Herbst?

 

Wir bereiten derzeit schon den Ausbildungskurs „Junge Menschen geistlich begleiten“ vor. Ich bin froh, dass das dann bald schon losgeht und bin aber auch offen, welche Form der Zusammenarbeit sich mit dem Team in Frankfurt noch ergibt. Ich hoffe, dass ich das tun kann, was meinen Fähigkeiten und Stärken entspricht. Und ich hoffe, dass das im Team funktioniert.

 

Und ich bin gespannt, wie das mit dem neuen Zusammenleben klappt. Ich bin vor 16 Jahren ins Noviziat eingetreten. Jetzt wird es seitdem das erste Mal, dass ich nicht mehr mit Mitschwestern zusammenlebe. Ich bin gespannt, wie sich das in Frankfurt entwickelt.

 

Mit Clemens habe ich bisher den Eindruck, dass es ein aufmerksames und schrittweise Vorgehen bei allen bisherigen Unklarheiten ist. Die Logik „ausprobieren, wahrnehmen, zurückblicken, auswerten, nachjustieren“ ist eine ignatianische Herangehensweise. Da haben wir also schon mal eine wichtige, grundlegende Gemeinsamkeit: die ignatianische Basis.